Ulrike Meinhof über die Kriegsverbrechen in Dresden – So aktuel wie je zuvor.

Ulrike Meinhof über die Kriegsverbrechen in Dresden – So aktuel wie je zuvor.

Ulrike Meinhof über die Kriegsverbrechen in Dresden – So aktuell wie je zuvor 
HaBE ich einen “Dresden-Komplex” ? Ja, als Fußnote!

Ulrike Meinhof on the War Crimes committed in Dresden; As relevant as ever.

Von Vietnam nach Syrien, endloser Krieg – Dieser Artikel wurde von Ulrike Marie Meinhof während ihrer Zeit als Chefredakteur der Zeitschrift “konkret” zwischen 1959 und 1969 geschrieben.

Später griff Ulrike Meinhof zu den Waffen gegen die faschistischen Machtstrukturen der Nachkriegszeit in einem Westdeutschland, in dem eine sagenumspunnene Entnazifizierung in den gehobenen und den in den höchsten Rängen der deutschen Sicherheitsdienste, der deutschen Justiz, dem deutschen Militär, der deutschen Politik, der Industrie und dem Finanzkapital nie stattgefunden hat.

Ulrike Meinhof war Mitbegründer der Rote Arme Fraktion (RAF), die ebenfalls gegen die Gräultaten des internationalen Imperialismus zu den Waffen griffen. Die faschistischen Machtstrukturen der Nachkriegszeit in Deutschland sind heute in der Bilderberg-Gruppe, auf den höchsten Ebenen der US-amerikanischen Politik, wie in der Familie Bush, der NATO, sowie den NATO Geheimdiensten, weit verbreitet wiederzufinden. Ulrike Meinhof starb im Hochsicherheits-Gefängnis bevor sie jemals verurteilt wurde, an einem sogenannten Selbstmord der nur als Selbstmordanschlag beschrieben werden kann; unabhängig davon ob sie durch Ihre eigene Hand starb oder nicht.

Eine der Ursachen dafür dass der Artikel der Ulrike Marie Meinhof über die Kriegsverbrechen in Dresden heute so aktuel ist wie je zuvor ist die Tatsache dass die gleiche unmenschliche Ermordung von Zivilbevölkerungen heute and den Zivilbevölkerungen in Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien unter dem Vorwand der Schutzverordnung, von Menschenrechten und dem eines „Krieges für Freiheit und Demokratie“ verübt wird;

Während den englischen und US-Amerikanischen Piloten die Dresden in Schutt und Asche legten und den Bevölkerungen Lügen über Munitionswerke, Giftgas Frabriken, eienem Gestapo Hauptquartier in Dresden und andre Lügen indoktriniert wurden um den Massenmord zu rechtvertigen, so werden heute Propagandalügen über Al-Kaida und Menschenrechtsverletzungen propagiert. Nichts hat sich verändert. Der Mord und schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit können auch weiterhin ungeahndet ausgeübt werden.

Was sich verändert hat, und was sich seit dem Ulrike Meinhof diesen Artikel schrieb verändert hat, ist die Tatsache dass wir heute keine politisch und anderweitig glaubwürdige Opposition gegen die Gräultaten des Krieges haben. Keine glaubwürdige Friedensbewegung, keinen Wiederstand. Die amerikanischen und europäischen Friedensbewegungen und Anti-Kriegs-Koalitionen sind heute genau so tot wie die Opfer von Hiroshima, Nagasaki und Dresden.

Ausserden, sind viele derer die gegen den Vietnam Krieg aktiv waren heute Abgeordnete und Politische Berater die NATO Truppen in alle Welt entsenden; von Yugoslavien bis Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien, um dort die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges weiter zu begehen.

Die Welt braucht eine glaubwürdige und tatkräftige Opposition gegen den Imperialismus und gegen den Krieg, und eine glaubwürdige Opposition erfordert mehr als nur Wiederspruch; Eine glaubwürdige Unterstützung seitens der Regierungen von den Völkern die sich gegen den Imperialismus und den Krieg stellen ist auch dringend erforderlich. Der Artikel „Dresden“ der Ulrike Marie Meinhof ist heute so relevant wie eh und je, oder aktueller denn je, und so ist ihr Leben, ihr Tod und ihre Transformation von Anti-Krigs-Aktivisten zum bewaffneten Kämpfer und anti-imperialistischen Revolutionär.

Christof Lehmann – nsnbc

Dresden

Von Ulrike M. Meinhof

(konkret, Nr. 3, 1965)

Vor zwanzig Jahren, am 13. und 14. Februar 1945, in der Nacht von Fastnachtdienstag auf Aschermittwoch, ist der größte Luftangriff der alliierten Bomberkommandos im Zweiten Weltkrieg auf eine deutsche Stadt geflogen worden: Der Angriff auf Dresden. Dreimal innerhalb von 14 Stunden wurde die Stadt bombardiert. Von 22 Uhr 13 bis 22 Uhr 21 dauerte der erste Schlag. Als die englischen Bomber abflogen, hinterließen sie ein Flammenmeer, das über 80 Kilometer weit den Himmel glühend machte. Der zweite Schlag erfolgte von 1 Uhr 30 bis 1Uhr 50. Die abfliegenden Bomber haben die Feuer von Dresden über 300 Kilometer weit beobachten können. Den dritten Angriff flog ein amerikanisches Bombengeschwader am nächsten Vormittag zwischen 12 Uhr 12 und 12 Uhr 23.

Über 200 000 Menschen sind in den Flammen von Dresden umgekommen. Der Engländer David Irving schreibt in seinem Buch „Der Untergang Dresdens“: „Zum ersten Mal in der Geschichte des Krieges hatte ein Luftangriff ein Ziel so verheerend zerstört, daß es nicht genügen unverletzte Überlebende gab, um die Toten zu begraben.“

Dresden hatte 630 000 ständige Einwohner. Als es zerstört wurde, hielten sich über eine Million Menschen in dieser Stadt auf. Man schätzt 1,2 bis 1,4 Millionen. Flüchtlinge aus Schlesien, Pommern und Ostpreußen, Evakuierte aus Berlin und dem Rheinland, Kindertransporte, Kriegsgefangene und Fremdarbeiter. Dresden war eine Sammelstelle für genesende und verwundete Soldaten. Dresden hatte keine Rüstungsindustrie. Dresden war eine unverteidigte Stadt ohne Luftabwehr. Dresden galt in ganz Deutschland als eine Stadt, die nicht bombardiert werden würde. Es gab Gerüchte, wie: Die Engländer würden Dresden schonen, wenn Oxford nicht angegriffen würde – oder: Die Alliierten würden Dresden nach dem Krieg zur deutschen Hauptstadt machen und deshalb nicht zerstören. Es gab noch mehr Gerüchte, aber vor allem konnte sich kein Mensch vorstellen, daß eine Stadt, die täglich neue Krankenhäuser und Lazarette einrichtete, in die täglich Hunderttausende von Flüchtlingen, hauptsächlich Frauen und Kinder, einströmten, bombardiert werden würde.

Militärisch interessant an Dresden war höchstens ein größerer Güter- und Truppenumschlagbahnhof. Aber in den drei Angriffen, als man zuerst Sprengbomben abwarf, um Fenster zum Platzen zu bringen und Dächer zum Einsturz, um Dachstühle und Wohnungen den folgenden Brandbomben um so schutzloser auszuliefern, als das alles planmäßig mit höchster Präzision ablief, da wurde dieser Bahnhof kaum getroffen. Als Tage darauf Berge von Toten aufgeschichtet wurden, waren die Gleise schon wieder repariert. – Dresden hat sieben Tage und acht Nächte lang gebrannt.

Man hatte den englischen Soldaten, die die Angriffe geflogen haben, nicht die Wahrheit gesagt. Man hat gesagt: Ihre Flotte greift das Oberkommando des Heeres in Dresden an. Man hat gesagt, Dresden sei ein wichtiges Nachschubzentrum für die Ostfront. Man hat gesagt, das Angriffsziel sei ein Gestapo-Hauptquartier im Stadtzentrum, ein wichtiges Munitionswerk, ein großes Giftgaswerk. –

Schon 1943 hatte es in der britischen Öffentlichkeit Proteste gegen die Bombardierung der deutschen Zivilbevölkerung gegeben. Der Bischof von Chichester, der Erzbischof von Canterbury, der Kirchenpräsident der Church of Scotland erhoben ihre Stimme. Ihnen aber ebenso wie einem Labourabgeordneten im englischen Unterhaus wurde gesagt, das sei nicht wahr, daß ein Befehl ergangen wäre, Wohngebiete statt Rüstungszentren zu zerstören. Es ist der englischen Regierung unter ihrem Premierminister Sir Winston Churchill bis zum Ende des Krieges, bis März 45, gelungen, den tatsächlichen, absichtlichen, planmäßigen Charakter der britischen Bombenangriffe auf deutsche Städte geheim zu halten. Dresden war der Höhepunkt dieser Politik. Dresden ging in Schutt und Asche, zwei Jahre nachdem der Ausgang des Zweiten Weltkrieges in Stalingrad entschieden worden war. Als Dresden bombardiert wurde, standen die sowjetischen Truppen schon an der Oder und Neiße, lag die Westfront am Rhein. Der Oberbefehlshaber der Royal Air Force, Sir Arthur Harris, der den Einsatz gegen Dresden geleitet hatte, ging ein Jahr danach, am 13. Februar 1946, in Southhampton an Bord, um das Land zu verlassen, das nicht mehr bereit war, seine Verdienste zu würdigen. Als die deutsche Bevölkerung die Wahrheit über Auschwitz erfuhr, erfuhr die englische Bevölkerung die Wahrheit über Dresden. Den Tätern wurde der Ruhm versagt, der ihnen von den Regierenden versprochen worden war. Hier und dort.

In Dresden ist der Anti-Hitler-Krieg zu dem entartet, was man zu bekämpfen vorgab und wohl auch bekämpft hatte: Zu Barbarei und Unmenschlichkeit, für die es keine Rechtfertigung gibt.

Wenn es eines Beweises bedürfte, daß es den gerechten Krieg nicht gibt – Dresden wäre der Beweis. Wenn es einen Beweises bedürfte, daß der Verteidigungsfall zwangsläufig zu Aggression entartet – Dresden wäre der Beweis. Wenn es einen Beweises bedürfte, daß die Völker von den kriegsführenden Regierungen selbst mißbraucht werden – Dresden wäre der Beweis. Daß an der Bahre Sir Winston Churchills das Stichwort Dresden nicht gefallen ist, legt den Verdacht nahe, Dresden sollte immer noch dem Volk angelastet werden, das doch selbst betrogen worden ist. Es ist der gleiche Takt, den die Bundesregierung praktiziert, wenn sie die Verjährungsfrist für in der NS-Zeit begangenen Mord nicht aufhebt. Wer die Täter nicht denunziert, denunziert aber die Völker.

aus: Ulrike Marie Meinhof: Die Würde des Menschen ist antastbar. Aufsätze und Polemiken. Berlin: Wagenbach, 1986.

Bitte lesen sie auch den Artikel mit Vorwort und Kommentaren von Hartmuth Barth Engelbart auf:

Ulrike Meinhof über die Kriegsverbrechen in Dresden – 
So aktuell wie je zuvor 
HaBE ich einen “Dresden-Komplex” ? Ja, als Fußnote!

Article in English:

Ulrike Meinhof on the War Crimes committed in Dresden; As relevant as ever. Christof Lehmann (2012) http://nsnbc.me/2012/07/15/ulrike-meinhof-on-the-war-crimes-committed-in-dresden-as-relevant-as-ever-2/

Andre Artikel:

Die Sirenen in China weinen für die ermordeten Zivilisten, vergewaltigte und ermordete Frauen weltweit. Christof Lehmann (2012) http://nsnbc.me/2012/12/17/die-sirenen-in-china-weinen-fur-die-ermordeten-zivilisten-vergewaltigte-und-ermordete-frauen-weltweit/

Das von Hartmuth Barth Enbelbart verfasste Vorwort zu dem Artikel:

Ulrike Meinhof über die Kriegsverbrechen in Dresden – So aktuell wie je zuvor 
HaBE ich einen “Dresden-Komplex” ? Ja, als Fußnote!

Von Hartmuth Barth-Engelbart.

Der Grund für die Wiederveröffentlichung des “Dresden”-Artikels Ulrike Meinhofs, den sie zum 20. Jahrestag der Bombardierung Dresdens als Chefredakteurin in der “konkret” geschrieben hat, ist die systematische Zerstörung der säkularen staatlichen Strukturen, die Vernichtung der wissenschaftlichen Intelligenz, der selbständigen Medien, der Schulen, Universitäten, Kliniken, Saatgut-”Banken” usw.. in allen von den USA , der NATO, der EU und Israel überfallenen Staaten von Chile über Palästina, Jugoslawien, Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien ….

Aber auch in den arabischen frühlingseingerollten Staaten wie Tunesien und Ägypten  ging und geht es um die Zerstörung der Grundlagen für eine selbständige Entwicklung der Länder des Trikonts und zunehmend auch der europäischen (nicht nur) PIGS-Peripherie-Staaten. Es geht um die Zerstörung emanzitatorischer Strukturen,  vor Allem eigenständiger linker Parteien, Gewerkschaften…..

Das Ziel der erst nach Stalingrad einsetzenden Bombardierungen deutscher Groß-Innenstädte mit dem Schwerpunkt der der Vernichtung der Massenwohnquartiere nach speziell dafür im UK entwickelten Techniken (durch Probebombardierung von zu diesen Zweck nachgebauten deutschen Innenstädten mit Mietskasernen, Hinterhöfen, Fachwerkhäusern, Kirchen usw..) war die Vernichtung der Widerstandstrukturen gegen Faschismus, Kapitalismus und Krieg.. wie bereits 1871 bei der von Deutschland /Preußen unterstützten Bombardierung von Paris, der Vernichtung der Pariser Commune .

Im Gegensatz zum Nationalkomitee Freies Deutschland in den durch die Rote Armee befreiten Gebieten durften auf westallierter Seite keine entsprechenden Strukturen aufgebaut werden. Noch krasser war der Gegensatz zu den ursprünglich mit dem Vichy-Regime kollaborierenden französischen Kolonialtruppen, denen es auf dem Hintergrund der Resistance  unter DeGaulles Verhandlungsführung gelang, die Bombardierung fränzösischer Stadte wie Bordeaux und Larochelle wie weiterer Atlantik- und Kanal-Hafenstädte trotz der dort stationierten U-Bootflotte der Nazis zu verhindern.. auch alle Zentren im Binnenland wurden nicht bombardiert.

Die Kalkulation der Westallierten war dabei auch, dass es dem spät gewendeten französischen imperialen Großbürgertum gelingen würde, den kommunistischen  Widerstand mit Hilfe der Armee zu kontrollieren. Dafür waren auch solche Leute, wie der AlgerierINNEN-Schlächter Mitterand als hochrangiger Ex-Vichy-Mitarbeiter beste Garanten…

Ohne diese Bombardierungen wäre der Zusammenschluss des deutschen Widerstandes mit der roten Armee nicht nur bis zur Elbe möglich geworden, hätte sich nicht nur das KZ Buchenwald selbständig befreien können. Es wäre wie dann zeitgleich Österreich ein ungeteiltes wenigstens in Teilen selbständig vom Faschismus befreites neutrales Deutschland entstanden unter hauptsächlichem Einfluss von Kommunisten und Sozialdemokraten aus dem innerdeutschen Widerstand. Das galt es für die Westallierten zu verhindern, weshalb ihnen auch die Rheinbündler unter Adenauer willkommene Helfer bei der deutschen Teilung waren. Der Plan Stalins für ein neutrales volksdemokratisches Gesamtdeutschland, für das in den Endvierzigern über 15 Millionen Unterschriften gesammelt und die UnterschriftensammlerINNEN verfolgt und in den alten GESTAPO-Kellern wieder eingeperrt wurden – zum großen Teil vom gleichen Personal wie vor 1945 – musste mit allen Mitteln zum Scheitern gebracht werden….

(hier siehe auch die “Luftbrücke” -Artikel von HaBE ((für weitere bitte “Luftbrücke” eingeben))).

Zum gesamten “Dresden”-Komplex und dazu, dass man die Opfer und ihre Nachkommen nicht den staatlich organisierten Nazis überlassen darf, habe ich am Schluss dieses Artikels eine Auswahl von Links zu meinen entsprechenden Texten angehäng.

(Nicht alle Bilder dieses Artikels stammen aus wikipedia, wo zu Dresden auch ausgiebig gelogen wird. Eines stammt aus dem Bundesarchiv)).

Leichenberg auf dem Dresdner Altmarkt, Februar 1945

Schlusswort:

Es glaube bitte niemand, dass die US-Amerikanische-Englische Achse davor zurückscheuen würde Kontinental Europa in einen erneuten Krieg mit Russland zu Treiben. Dazu lesen Sie bitte meine Artikel “The Dynamics of the Crisis in Syria; Conflict versus Conflict Resolution. (Part 5)” und “Russia E.U. Meeting in Bruxelles; Risk of Middle East and European War significantly increased”.

Christof Lehmann 31.12.2012

About christoflehmann

Christof Lehmann is the founder and senior editor of nsnbc. Christof Lehmann is a political writer, psychologist, and independent political consultant on a wide range of issues, including conflict and conflict resolution, negotiations, security management, crisis management. His articles are published widely in international print and online media and he is a frequent contributor to radio and TV programs. He is a lifelong advocate for human rights, peace and international justice and the prosecution of war crimes - also those committed by privileged nation. In September 2011 Christof Lehmann started the blog nsnbc in response to what he perceived as an embargo on truth about the conflict in Libya and Syria. In 2013, he plans to transform nsnbc into an independent, daily, international online newspaper.
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